Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
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01.02.2014 17:09 Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #1
Über unseren „Konkurrenten“
![]() In ihm wird die negative Auswirkung auch der veganen Ernährung auf die Umwelt thematisiert und, wie ich finde sehr gut, ein Dilemma aufgezeigt, nämlich, dass der Mensch zwangsläufig seine Umwelt verändert bzw. zerstört. Insofern wäre der Natur am meisten geholfen, wenn die gesamte Menschheit kollektiven Selbstmord begehen würde. Die Lösung für dieses Dilemma liefert der Artikel aber auch gleich mit: „Die Lösung ist relativ einfach. Sie liegt darin, zu akzeptieren, dass beim Essen immer jemand das Nachsehen hat. Pflücke ich eine Heidelbeere, kann ein Vogel sie nicht mehr essen. Pflücke ich einen Salat oder auch nur ein Wildkraut, hat das Kaninchen nichts mehr zu essen. Lege ich einen Acker an, zerstöre ich ein Ökosystem und den Lebensraum für andere Tiere. Auch das Haus, in dem ich wohne, belegt Fläche, die sonst Lebensraum für andere Tiere wäre. Das ist das Leben, der Kreislauf aus Gedeih und Verderb, Fressen und gefressen werden, Leben und Tod. Die Realität.“ Diese Lösung wird Visionäre nicht zufrieden stellen, aber vielleicht ist es ein Irrglaube, dass der Mensch im Einklang mit der Natur leben könne und dass dies bedeute,dass er ihr keinen Schaden zufüge. Zumindest glaube ich, dass dies bei 7,2 Milliarden Menschen und dem Entwicklungsstand in Teilen dieser Welt nicht möglich ist. Das alles bedeutet natürlich nicht, dass man nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ leben soll. Es ist wichtig sich zu informieren und zu bemühen, ein möglichst verträgliches Leben für die Natur und die Mitmenschen zu führen. Aber vielleicht lässt diese Erkenntnis einen weniger dogmatisch und ideologisch argumentieren und nach praxistauglichen Lösungen suchen, anstatt schön klingenden Visionen hinterher zu jagen. Ist das jetzt konservativ? |
n. oben |
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02.02.2014 00:02 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #2
Uff, mir erscheint es nicht so einfach, auf die Fragestellung eine Antwort zu geben. Denn es klingt so, als ob wir Menschen zwangsläufig Tiere Ressourcen wegnehmen. Aber... dann wird unterschlagen, dass Tiere auch Ressourcen von anderen Tieren "wegnemen". Fressen und gefressen werden, usw. Und wenn ich dann den biblischen Auftrag betrachte, nach dem der Mensch herrschen/verwalten soll, dann kann dies u.a. mit Recht auch interpretiert werden als Auftrag, regulativ aufzutreten, z.B. Überpopulationen bestimmter Tiere zu reduzieren.
Ansonsten gilt tatsächlich uneingeschränkt, dass "wir" mittlerweile problematisch geworden sind, im Ökosystem als Ganzes. Mir fällt dabei den Witz ein bei der Planeten sich über den kranken Planeten Erde unterhalten, die von Menschen befallen sei. |
n. oben |
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02.02.2014 15:51 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #3
Richtig, auch wenn der Mensch von der Erde genommen würde, würden Leoparden Antilopen jagen und ein junger Kuckuck würde die rivalisierenden Küken und Eier aus dem Nest entfernen. Die Natur ist schön und wunderbar, sie ist aber nicht friedlich. Und sie ist zumindest zum Teil auch lebensfeindlich dem Menschen gegenüber. Selbst hier in Westeuropa verdanken wir unser doch recht sorgloses Leben dem „Verwalten“ der Natur bzw. unserer „Herrschaft“ über diese. Ohne unsere Häuser, eine stark mechanisierte Landwirtschaft und weitere moderne Errungenschaften, die alle ihr Nebenwirkungen haben, wäre unser Leben hier um einiges härter, speziell im Winter. Von daher glaube ich, dass unser Blick auf die Natur und ein Leben im Einklang mit dieser manchmal etwas romantisch verklärt ist.
„Denn wir sehen ja, wie die gesamte Schöpfung leidet und unter Qualen auf ihre Neugeburt wartet.“ (Römer 8, 22, Hoffnung für alle) Auch die Natur ist nicht perfekt und der „Vergänglichkeit ausgeliefert“ (Römer 8, 20). Ich denke, das trifft es gut. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei manchen Veganern oder Umweltschützern ein geradezu religiöser Eifer am Werke ist, der letztlich auf Erlösung abzielt – eine Erlösung, die der Mensch nach meiner Meinung nicht erreichen kann. Der Traum von einer gerechten friedlichen Welt, in der Mensch und Tier und Pflanzenwelt gleichwertig sind. Auch der im Eingangspost verlinkte Artikel macht deutlich, dass dieses Ziel kaum zu erreichen ist. Der Frieden unter den Menschen allein erscheint da, wenn man auch hier ernstliche Zweifel haben kann, deutlich realistischer. Aber wie schon angedeutet. Ich finde diese Ziele gut (wobei ich kein Vegetarier bin und dies auch ohne schlechtes Gewissen) und man sollte Schritte in diese Richtung suchen und gehen. Nur der religiöse Eifer befremdet mich bisweilen. Religiöser Eifer kann schnell zu unschönen Entwicklungen führen (die betreffend, die diesen Eifer nicht teilen). Von daher wünsche ich mir von einigen Umweltaktivisten ein gewisses Maß an Realismus und die viel gepredigte, aber aus meiner Sicht nicht immer richtig verstandene Toleranz. Da muss ich nämlich andere Ansichten „ertragen“, nicht gut finden. Das fällt dem Eiferer schwer! |
n. oben |
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17.04.2014 19:21 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #4
Ein Beitrag von Felix Staratschek auf facebook, der meiner Meinung nach gut zu diesem Thema passt:
"Mal eine Frage: Wieviel Kalk haben wir den zur Verfügung? Wieviele Landschaften müssen für den Abbau verschwinden? Auch bei anderern Natur- Mineraldüngern muss bedacht werden, dass die irgendwoher kommen. Das romantische Neandertal ist total vom Kalkabbau vernichtet worden und schon mancher Vulkanberg in der Eifel ist verschwunden. Gibt es da nicht einen Konflikt zwischen Naturdünger und Naturschutz" Zugehöriger Link zum Umweltbund Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, woher die Massen an z.B. Hornspänen kommen, mit denen auch ich den Gemüsegarten zusätzlich zum Kompost dünge. Ich fürchte, das wird von anderen Massen stammen... Letztlich muss die Frage gestellt werden, wie viele Menschen die Welt bei einem bestimmten Lebensstandard nachhaltig tragen kann. Das Ergebnis könnte unpopulär sein, sei es die Zahl oder sei es der Lebensstandard, der der Zahl zugrunde liegt. |
n. oben |
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18.04.2014 14:02 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #5
Zitat:Letztlich muss die Frage gestellt werden, wie viele Menschen die Welt bei einem bestimmten Lebensstandard nachhaltig tragen kann. Das Ergebnis könnte unpopulär sein, sei es die Zahl oder sei es der Lebensstandard, der der Zahl zugrunde liegt. Die Frage ist m.E. die Zentralfrage überhaupt. Antworten sind aber sehr schwierig, weil sie immer tief in die Selbstgestaltung des individuellen Lebensweges und auch die Menschenrechte eingreifen. Ich habe mich lange Zeit darüber geärgert, dass die ÖDP keine klare Position zum Thema weltweites Bevölkerungswachstum hatte. Ich habe dann erkannt, dass die ÖDP dem Thema ausweichen kann bzw. ausweicht, weil sie ihre Antwort in dem berühmten Zitat von M. Gandhi Zitat:Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.sieht und die Lösung über eine Postwachstumsökologie bzw. Paechssche Postwachstumslebensweisen-Ideen sucht. Also der rasenden Vermehrung der Spezies Mensch zuschauen und die Lösung über Selbstbeschränkung im Leben und Lebensstil suchen. Halte ich als Zwischenlösung für einen gangbaren und fast schon zwingend notwendigen Weg, aber er bringt keine endgültige Lösung. Das Raumschiff hat einfach nicht unbegrenzt Platz und entweder lösen wir das Problem Überbevölkerung moderat und lebewesenschonend selbst oder Seuchen und Kriege werden es wie so oft in der Geschichte der Menschheit ohne Rücksicht lösen. Es gibt auch andere Ansätze, die direkt bei der menschlichen Vermehrung ansetzen wollen. Letztes Jahr hatte ich dazu eine Diskussion in einem anderen Blog: http://www.deepwave-blog.de/2013/10/03/z.../#comments Ich habe da in den Kommentaren einige Argumente gebracht. Eigentlich müsste man die Vermehrung der spezies Mensch sit Jahren massiv stoppen. Leider bekommt das sehr schnell eine politisch und moralisch problematische und sogar rassistische Komponente, weil wir da als Bewohner der die Erde massiv belastenden 1. und 2. Welt Bewohnern der 3. und 4. Welt tief in deren Leben reinreden bzw. reinwirken würden. Mit welchen Recht eigentlich? Das wäre eine neue und radikale Form von Kolonialismus. Es gibt radikale Tierrechtler und Tierschützer, die lieber die Spezies Mensch aussterben lassen würden als andere Spezies. Wo immer ich solche emotional geprägten Thesen gefunden habe, habe ich ihnen widersprochen und die These als menschenverachtend bezeichnet. Aber das löst das Problem nicht. Irgendwann bin ich mal auf einen anderen Ansatz gestoßen: http://www.vhemt.org/ The Voluntary Human Extinction Movement “May we live long and die out” (Mögen wir lange leben und dann aussterben) Philosophisch durchaus interessant. Als persönliche Lebensentscheidung Sache jedes einzelnen, als politische Idee mit staatlicher Umsetzung m.E. hochproblematisch. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
n. oben |
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18.04.2014 15:29 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #6
Es ist wohl so, dass es keine befriedigende Lösung für das Problem gibt. Die Bedenken, die Sie äußern, teile ich. Insofern muss man meine Eingangsfrage derzeit wohl mit "nein" beantworten. D.h. egal, was wir in Sachen Umwelt machen und propagieren, es ist immer nur das "kleinere Übel" bzw. ein realistisch durchsetzbarer Schritt in eine gute Richtung.
Das Zitat von Gandhi fine ich sehr gut. Auch die Postwachstumsökonomie finde ich bei all ihren problematischen Aspekten (vor allem, was die Umsetzung angeht) sehr gut. Hier finde ich allerdings die Kommunizierung der Thematik durch die ÖDP noch zu lasch, die Notwendigkeit und Folgen für uns alle nicht deutlich genug formuliert. Man will dem Wähler vielleicht nicht vor den Kopf stoßen, läuft dabei aber Gefahr fast schon "populistisch" zu sein. Nur keine Zumutung äußern und letztlich - wie alle - ein (materiell) besseres Leben versprechen. Ich hatte mich im alten Forum bereits dazu ausgelassen: Armut oder Ungleichheit – wie "sozial" kann die ÖDP sein? (Link korrigiert - rjmaris) |
n. oben |
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08.08.2014 14:15 RE: Kann der Mensch im Einklang mit der Natur leben?
Beitrag: #7
Ich habe letztens einen Artikel gelesen, der – wie ich finde – gut zu diesem Thema passt. In Niedersachsen geht die Anbaufläche für Biokartoffeln zurück, weil u.a. sich ein Schädling ausbreite, der im Biolandbau nicht bekämpft werden könne. Stellt sich für mich die Frage, ob die Menschheit tatsächlich „bio“ ernährt werden kann. Ich weiß, dass es Meinungen gibt, dass dies problemlos möglich wäre, bin aber mittlerweile skeptisch. Ich habe nur Erfahrung mit meinem 20 m² Gemüsebeet, einem Treibhaus und drei Obstbäumen, aber schon da sehe ich, wie schwierig und mitunter frustrierend der Anbau ist. Diverse Schädlinge und Krankheiten tauchen auf, man recherchiert, um etwas dagegen zu machen und verliert mal eben 90% seiner Blumenkohl-, 20% der Butterkohl und 15% der Kohlrabiernte. Um dann für das nächste Jahr in Gemüsenetz und Kohlkragen zu investieren. Jetzt habe ich mit den Apfelbäumen zu kämpfen (Pilzbefall). Wenn man Zeit und Kosten zusammenrechnet, lohnt sich das alles nicht, macht aber Spaß. Mein Leben hängt aber auch nicht von der Ernte ab. Wie wäre es aber, wenn wir tatsächlich auf „bio“ umstellen und sich dann bei widrigen Umständen Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge ausbreiten, gegen die man „bio“ nichts oder nur wenig machen kann (mit diversen Bio-Methoden habe ich bisher schlechte Erfahrungen gemacht. So haben sich die Kohlweißlinge z.B. nicht am Sellerie und der Tagetes, die zwischen dem Kohl gepflanzt waren, gestört)? Auch frage ich mich, ob Claudia Roth oder Nico Paech einen Gemüsegarten haben.
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